Harald Priem

ECHO – Raumbezogene großformatige Grafiken

Ausstellung vom
14. Februar bis 2. April 2015

Mittlerweile im 14. Jahr betreibt der Kunstverein für den Rhein-Sieg-Kreis im Siegburger PUMPWERK ein ambitioniertes Ausstellungsprogramm. Einen Schwerpunkt bilden solche künstlerischen Positionen, welche sich durch Eigenständigkeit, experimentelle Arbeitsweise oder ein besonderes Diskussionspotential auszeichnen. Themenausstellungen gehören ebenso dazu wie ausgewählte Einzelpräsentationen.

Ursprünglich als technischer Bau konzipiert und genutzt, stand das Gebäude bis zum Ende der Umbaumaßnahmen  2001 jahrelang leer. Die Entwicklung zu einem Ausstellungsgebäude war nicht nur aufwandstechnisch eine Herausforderung; es wurde auch bewusst darauf geachtet, den funktionalen Hintergrund durchscheinen zu lassen. Neue Elemente fügen sich dabei fraglos in das Szenario ein. Viele Details erinnern an die frühere Nutzung und setzen im Besucher Vorstellungsbilder in Gang – wie auch die Kunst, welche dem Haus seine Bestimmung gibt.

Ein idealer Ort für Harald Priem. Wie ein Archäologe und Forscher nähert er sich seinem Gegenstand. Quelle und zugleich Lokalität seiner Bildfindungen sind meist „Unorte“, wie er sie selbst nennt, aufgelassene Brachen wie Fabriken, Depots oder Wohnhäuser, deren Hinterlassenschaften ihn anregen und teils direkt als Arbeitsmittel dienen. Fundobjekte werden zu Stempelmodeln oder Schablonen, welche unmittelbar oder auch als Selbstzitate in seine oft monumentalen Bildentwürfe Eingang finden. Der überwiegende Anteil der Bildelemente ist das Resultat von Arbeitsschritten, die einer regelhaften und systematischen Prozedur entstammen.

Es dominieren Grau-  und Schwarzwerte auf papierweißem Grund. Insofern haben die Bildzeichen Priems Textcharakter – allerdings in einer Sprache verfasst, die wir nur fragmentarisch erschließen können. Seine „Briefe“ richten sich nicht an uns mit dem Anspruch, in üblicher Weise „gelesen“ zu werden, sondern indem sie eine Atmosphäre herstellen, die aus der Synthese unterschiedlicher Quellen herrührt: den Ursprungsorten des Schaffens, dem Werk –  und auch uns selbst. „Echo“  – der Titel der Ausstellung – bringt es den Punkt.

Als einem transformierten Reflex der Wirklichkeit entlockt Priem der Welt des Dinglichen eine transzendente Dimension, die unseren Blick zu verändern vermag. Die Frage des visuell Abbildhaften stellt sich für ihn nicht. Vielmehr ist es die Formulierung einer individuellen und künstlerisch fokussierten Weltbeschreibung in einem bildnerischen Gefüge, dem wir Fragmente von Zusammenhängen zu entlocken versucht sind, ja vielleicht Geschichten zu erforschen. Hierin liegt die poetische Kraft im Werk von Harald Priem.

(Reinhard Lättgen, Vorsitzender der Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis)

Kurzbiographie Harald Priem:

Seit 2013: Lehrauftrag für zeitbasierte Medien, Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg

Seit 2012: Dozent für digitale Medien, Europäische Kunstakademie Trier

1994: Gaststudent bei Prof. Luc Tuymans in der Klasse Malerei/Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe

1989-1994: Studium Kommunikationsdesign an der Blochererschule in München, Hochschule Augsburg und Hochschule Mannheim; Diplom bei Prof. Wolf Magin

1963: Geboren in Pforzheim; lebt und arbeitet freischaffend in Mannheim

Harald Priem ist Mitglied im BBK Mannheim (Berufsverband Bildender Künstler).