Johann-Peter Scharloh

GRENZGEHEN – PARADIES UND ABGRUND

Ausstellung vom
18. April bis 22. Mai 2015

Schlüsselwerke der Art Brut im Dialog mit ausgewählten Werken zeitgenössischer Kunst

„grenzgehen“ ist eine Premiere – es  treten Schlüsselwerke der Art Brut in Dialog mit zeitgenössischer Kunst; bezwingende Bilder einer vollendet brüchigen Welt zwischen Paradies und Abgrund. Mit rund 50 Exponaten aus namhaften Sammlungen und Privatbesitz zeigt die Schau einen von kompromisslosen Haltungen dominierten großen Bilderstrom. Mit einer prägnanten Bildsprache, die an Radikalität kaum zu überbieten ist, offenbaren die Werke Paradiesvisionen und Sehnsüchte nach Geborgenheit, aber auch lodernde Abgründe und die Angst vor dem Ungewissen. Die Arbeiten entstanden aus innerer Notwendigkeit; häufig waren sie der einzige Weg, die Manie zu steuern, Obsessionen zu beherrschen.
Die Ausstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern bleibt bewusst Fragment. Das Projekt „grenzgehen“ versteht sich als offene, essayistische Versuchsanordnung, die Grenzüberschreitungen in fast allen Medien – Malerei, Skulptur, Zeichnung, Video – sichtbar macht und die Betrachtenden mit neuen, faszinierenden Bildwelten konfrontiert. Ziel der Ausstellung ist es, den Blick zu öffnen für die fließenden Übergänge zwischen Inspiration und Psychose – Paradies und Abgrund in der Kunst.

Die Ausstellung stellt die Frage nach dem Wesen individuellen Selbstausdrucks, nach künstlerischer Intention und Authentizität. Sie zeigt Kunst, die unter existentiellem Druck entstand, Kunst von Grenzgängern – kompromisslos wirkende Werke von hoch entwickelter bildnerischer Kraft.

Unter dem  Begriff Art Brut versteht man üblicher Weise das Kunstschaffen von vermeintlichen Laien, frei von jeglicher akademischer Theorie also. Die kunstgeschichtliche Lehre assoziiert den Begriff  vorwiegend mit Kunstwerken von Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistiger Behinderung. Die ausgestellten Arbeiten sind demnach hochsensibler Ausdruck enormer Kreativität und gleichzeitiger psychotischer Erkrankungen. Das Besondere an dem Ausstellungskonzept ist die Gegenüberstellung bzw. der Dialog mit zeitgenössischen Künstlern, deren Positionen im Zusammenhang mit den Art Brut Werken eine komplett neue Wirkung entfalten können. Die Ausstellung wurde bereits mit großem, auch überregionalem Erfolg in Baden Württemberg von November 2014 bis März 2015 gezeigt.